Es war der 1. April 1945, als die US-amerikanischen Truppen Thüringen erreichten. In Creuzburg wollten die Truppen vorrücken, und in Creuzburg gab es ein paar Unverbesserliche, die meinten, Adolf Hitler und sein mörderisches Regime noch verteidigen zu müssen. Creuzburg wurde in Schutt und Asche gelegt, weil die Amerikaner sich nicht mehr anhalten lassen wollten von einigen Unverbesserlichen.
Im Jonastal erlebten die Amerikaner dann eine schreckliche Überraschung. Dort, in Ohrdruf, fanden sie zum ersten Mal die Leichenberge von Konzentrationslagern im Außenlager Ohrdruf. Aber als sie dann in Weimar zum Ettersberg hochfuhren und das Konzentrationslager Buchenwald erreichten, da merkten sie, dass etwas Schreckliches in diesem Deutschen Reich passiert ist. Bis dahin gab es keine Bilder von dem, was wir dann an Grauen erleben mussten.
Die Verbrechen in den Konzentrationslagern sind Ausdruck der Zerstörung von Humanität und von Menschlichkeit. Es ist mit nichts zu rechtfertigen, es ist durch nichts zu erklären und es muss wachgehalten werden, dass diese Menschheitsverbrechen sich niemals wiederholen dürfen. Und deswegen bleibt es unsere Verantwortung in der heutigen Zeit und in der Zukunft.
Wir wollten das gemeinsam mit den Überlebenden festlich begehen in Weimar, im Deutschen Nationaltheater und in Buchenwald auf dem Appellplatz. Der Corona-Virus ist uns dazwischengekommen.
Wir wollen die Menschen schützen und wir wollen mit diesen Menschen, wenn wir Corona hinter uns gebracht haben, deutlich machen, dass wir an einem anderen Tag uns wiederum versammeln, um zu sagen in Buchenwald: der Schwur von Buchenwald gilt weiterhin. Der Schwur von Buchenwald ist unsere Tagesaufgabe. Wir müssen täglich deutlich machen, dass ein Gewöhnen an eine überhöhte Form von Nationalismus und ein Normalisieren der Verbrechen, die im Nationalsozialismus begangen wurden, dass wir das nicht akzeptieren können.
Weder eine „geschichtspolitische Wende von 180 Grad,“ noch ein „Vogelschiss der Geschichte“ sind die richtigen Formulierungen, um das Verbrechen zu erklären. Deshalb bleibt es dabei: 75 Jahre Buchenwald, Befreiung Buchenwalds, ist eine Befreiung von Inhumanität und von mörderischem Agieren. Deswegen erinnern wir daran, und ich freue mich darauf, wenn wir wieder in Buchenwald zusammenkommen können, um gemeinsam mit Überlebenden deutlich zu machen, auch weiterhin: der Schwur von Buchenwald bleibt unsere Aufgabe.