Alle Menschen
sind frei und
gleich
an Würde und
Rechten geboren.

Allgemeine Erklärung der Menschenrechte 1948, Artikel 1

11. April 2020 – 75. Jahrestag
der Befreiung der Konzentrationslager
Buchenwald und Mittelbau-Dora

Statements

Was bedeutet Ihnen
Buchenwald / Mittelbau-Dora heute?

Rayk Anders:
„… Wir gedenken der alten Verbrechen, um neue zu verhindern.“

Buchenwald ist in unserer Geschichte keine verheilte Narbe. Es ist eine Wunde, die ewig blutet. Wir gedenken der alten Verbrechen, um neue zu verhindern.

Rayk Anders
Autor und Blogger


Bruno Arich-Gerz:
„Buchenwald ist Teil einer lebendigen, weitenwirksamen Erinnerungskultur …“

Buchenwald ist Teil einer lebendigen, weitenwirksamen Erinnerungskultur. Ich doziere derzeit in Zimbabwe und habe heute einen Vortrag über die aktive, kollektiv-memoriale Beschäftigung mit den nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslagern in Deutschland gehalten. Meine zimbabwischen Zuhörer*innen wünschten sich danach, zu einer ähnlich lebendigen, ausgewogenen, nichts beschönigenden Memory Culture zu gelangen. Die Opfer des kolonialen und des Mugabe-Regimes kommen hier nicht zu Wort, es gibt keine Oral Testimony Projekte und erst recht keine Anerkennung für die Opfer. Am deutschen Wesen wird die Welt nie wieder genesen. Auf die Akzentsetzungen seiner Gedenkstätten kann man aber nicht nur nicht verzichten, sondern darf sich ruhig mal in besagter Welt umhören, wie unterstützend und motivierend diese Erinnerungskultur sein kann. Sie um 180 Grad zu wenden, wäre eine Katastrophe auch für die Opfer und Aufarbeiter*innen des Matabeleland Massakers.

Dr. Bruno Arich-Gerz
Medien- und Literaturwissenschaftler an der Bergischen Universität Wuppertal


Romy Arnold:
„Buchenwald ist Ort für Begegnungen und Symbol all dessen, wofür wir uns als Antifaschist*innen und Demokrat*innen aktiv einsetzen …“

Wir können heute wieder das Erstarken menschenfeindlicher Ideologien in Deutschland beobachten. Buchenwald ist Ort für Begegnungen und Symbol all dessen, wofür wir uns als Antifaschist*innen und Demokrat*innen aktiv einsetzen: Eine menschenrechtsorientierte und solidarische Gesellschaft.

Romy Arnold
Projektleiterin der Mobilen Beratung in Thüringen


Felix Benneckenstein:
„… Trauer, Wut, Ratlosigkeit und Zuversicht verbinden. …“

Buchenwald ist für mich der Ort, an dem sich Trauer, Wut, Ratlosigkeit und Zuversicht verbinden. Trauer über unzähliges Leid, dass unzähligen Menschen angetan wurde. Wut auch über mich selbst, der die Verbrechen lange relativiert und/ oder geleugnet hat. Ratlosigkeit darüber, wie wir mit dem Erstarken rechtsradikaler Ideologien umgehen sollen. Aber eben auch Zuversicht: Junge Menschen, die sich für den Alltag der Gefangenen voller Empathie interessieren und ja, auch Menschen wie ich, die lange auf der Seite der Täterideologie standen, stoßen in Buchenwald nicht auf Ablehnung. Hier wird kein Kampf gegen Menschen geführt, sondern gegen das Vergessen.

Felix Benneckenstein
Neonazi-Aussteiger und Ausstiegsbegleiter für die Initiative EXIT-Deutschland


Iris Berben:
„Buchenwald fordert uns auf, Haltung zu zeigen …“

Buchenwald ist Erinnerung und Mahnung und fordert uns auf, Haltung zu zeigen und vor allem Haltung zu leben. Unsere fragile Demokratie und die Menschenrechte zu verteidigen gegen jeden, der sie verachtet, missbraucht oder sie mit Füßen tritt.

Iris Berben
Schauspielerin


Gisela und Johannes Bock:
„... Buchenwald ist einer der wichtigsten Lernorte, um zu erfahren, welches Ausmaß an Barbarei möglich ist ...“

Jeder hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person (Artikel 3 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte). Buchenwald ist einer der wichtigsten Lernorte, um zu erfahren, welches Ausmaß an Barbarei möglich ist, wenn dieser Satz mit Füßen getreten wird.

Gisela und Johannes Bock
Bürgerbündnis gegen Rechtsextremismus Weimar


Jan Böhmermann:
„… Buchenwald ist und bleibt nicht wegzudenken!“

Die Gedenkstätte Buchenwald ist zugleich Erinnerungsort, Mahnmal und pädagogischer Ort. Dass wir die, die hier ihr Leben ließen, niemals vergessen; dass wir alles dafür tun, dass Menschen einander nie wieder das antun, was sie hier einander angetan haben; dass wir das Wissen über das, was hier geschah, bewahren und an unsere Kinder weitergeben – dafür ist die Gedenkstätte wichtig. Buchenwald ist und bleibt nicht wegzudenken!

Jan Böhmermann
Satiriker, Journalist und Fernsehmoderator


Włodzimierz Borodziej:
„Der Coronavirus wird vergehen. Buchenwald als Symbol der Unmenschlichkeit bleibt."

Prof. Dr. Włodzimierz Borodziej
Historiker für Zeitgeschichte, Warschau


Kai Buchmann:
„… eine der schlimmsten Höllen, die es auf Erden gegeben hat …“

Vor 75 Jahren wurde der KZ-Komplex „Mittelbau-Dora“ und seine Außenlager befreit. Mit der Befreiung aus einer der schlimmsten Höllen, die es auf Erden gegeben hat, ist auch der Zeitpunkt des Gedenkens an diejenigen verbunden, die dem Inferno nicht mehr entfliehen konnten. Es bewegt mich zutiefst, dass das Gedenken in Lager Dora mit potenziell vielen ausländischen Gästen abgesagt werden musste. Darunter vielleicht Überlebende, für die es die letzte Möglichkeit des Besuchs dieser Stätte gewesen wäre.

Kai Buchmann
Oberbürgermeister der Stadt Nordhausen


Norbert Frei:
„ … dem grassierenden Rechtspopulismus und Rechtsradikalismus mit der Macht und den Möglichkeiten der freiheitlichen Gesellschaft entgegentreten.“

Zeiten der Pandemie – der virologischen wie der politischen – erfordern Zeichen demokratischer Standhaftigkeit. An den Sieg über den Nationalsozialismus und an die Befreiung von Orten des Terrors wie Buchenwald und Mittelbau-Dora vor 75 Jahren zu erinnern, heißt gegenwärtig nicht zuletzt, dem grassierenden Rechtspopulismus und Rechtsradikalismus mit der Macht und den Möglichkeiten der freiheitlichen Gesellschaft entgegenzutreten.

Prof. Dr. Norbert Frei
Vorsitzender des Wissenschaftlichen Kuratoriums der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora


Katharina Friedek:
„… Ich möchte in einer Gesellschaft leben, die sich gegen Rassismus, Ausgrenzung und Intoleranz positioniert …“

Mittelbau-Dora ist für mich heute ein Ort des Engagements für Demokratie und Menschlichkeit, Rechtsstaatlichkeit und Solidarität. In den Lagern des KZ-Komplexes Mittelbau-Dora wurden Menschen von Tätern eingesperrt und getötet und viele andere schauten dabei zu, profitierten davon oder beteiligten sich daran. Da ich heute in einer Gesellschaft leben möchte, die aus diesen Verbrechen gelernt hat und sich gegen Rassismus, Ausgrenzung und Intoleranz positioniert, engagiere ich mich.

Katharina Friedek
Vorsitzende von Jugend für Dora e.V.


Jörg Ganzenmüller:
„Diktatorische Herrschaft geht stets mit Unterdrückung einher und bedingt eine Verrohung der Gesellschaft …“

Diktatorische Herrschaft geht stets mit Unterdrückung einher und bedingt eine Verrohung der Gesellschaft. Die Auseinandersetzung mit Buchenwald als Ort der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft ermöglicht es, antidemokratisches und menschenfeindliches Denken früh zu erkennen und die Konsequenzen solcher Einstellungen vor Augen zu führen.

Prof. Dr. Jörg Ganzenmüller
Vorstandsvorsitzender der Stiftung Ettersberg


Timo Gothe:
„… Und der Schmerz der Wunde bleibt und muss es wohl auch.“

Buchenwald ist eine große schmerzende Wunde; in den Familiengeschichten derer, die dort zu Tode gekommen sind oder das Lager mühsam überlebt haben, in der Geschichte der Stadt und unseres Landes; Wunde auch in der Landschaft. Heilen kann diese Wunde nicht, im besten Fall vernarben mit der Zeit, mit jedem Besuch, mit dem Gedenken. Und der Schmerz der Wunde bleibt und muss es wohl auch.

Timo Gothe
Pfarrer Katholische Pfarrei Herz Jesu Weimar


Matthias Jendricke:
„… ein würdiges Gedenken wichtiger denn je. …“

Gerade zum 75. Jahrestag der Befreiung des KZ Mittelbau-Dora ist ein würdiges Gedenken wichtiger denn je. Die wertvollen persönlichen Begegnungen mit Überlebenden können wegen der Corona-Pandemie nicht stattfinden. Umso wichtiger ist es, diesen Jahrestag dennoch deutlich ins öffentliche Bewusstsein zu rücken, den Opfern zu gedenken, zu erinnern und zu mahnen und uns für eine offene, demokratische Gesellschaft stark zu machen!"

Matthias Jendricke
Landrat des Landkreises Nordhausen


Daniel Klajner:
„… mit jeder Befreiung geht ein Auftrag einher …“

Jede Befreiung ist eine Erlösung, jedoch gelingt bei keiner Befreiung die Erlösung in Gänze, und dementsprechend geht mit jeder Befreiung ein Auftrag einher. Die Befreiungen der Konzentrationslager sind dokumentiert, über die desaströsen Nachwirkungen wurde viel berichtet, geschrieben und diskutiert; meinen Auftrag sehe ich darin, zuhörend die Opfer der Lager und deren Erben immer besser zu verstehen, um im gegenseitigen Austausch zur Linderung der Nöte beizutragen und in großer Wachsamkeit einer nur schon ansatzweisen Wiederholung der Geschichte entgegenzuwirken."

Daniel Klajner
Intendant des Theaters Nordhausen


Peter Kleine:
„Die Entwicklung der internationalen - und insbesondere der deutschen - Erinnerungskultur braucht authentische Orte …“

Die Entwicklung der internationalen - und insbesondere der deutschen - Erinnerungskultur braucht authentische Orte. Wenn Zeitzeugen nicht mehr gefragt werden können, brauchen wir eine präzise Darstellung und Vermittlung sowie die Möglichkeit einer sensitiven Wahrnehmung prägender historischer Orte.

Peter Kleine
Oberbürgermeister der Stadt Weimar


Friedrich Kramer:
„In den 1980er Jahren war ich mit ‚Aktion Sühnezeichen‘ in Buchenwald …“

In den 1980er Jahren war ich mit "Aktion Sühnezeichen" in Buchenwald und habe mit Zeitzeugen sprechen können und damals viel Bewegendes erfahren. Später kam das Wissen um das Speziallager 2 hinzu. Leid lässt sich nicht aufrechnen. Der 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald mahnt uns: Widersteht den Anfängen von Gewaltherrschaft und Unterdrückung!

Friedrich Kramer
Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland


Stephan J. Kramer:
„… Orte wie Buchenwald fordern uns nicht zuletzt Kräfte zu bannen, die Menschlichkeit relativieren wollen …“

Buchenwald zeigt uns, in welche Hölle die Opfer des Naziregimes gestoßen wurden und in welchen Abgrund der Grausamkeit die Täter, von ihrer eigenen Unmenschlichkeit begeistert, sich begaben. Orte wie Buchenwald fordern uns nicht zuletzt Kräfte zu bannen, die Menschlichkeit relativieren wollen. Das Motto „Wehret den Anfängen" ist – das sehen wir dieser Tage klar und deutlich – erschreckend aktuell.

Stephan J. Kramer
Präsident des Amtes für Verfassungsschutz Thüringen


Jutta Krauth:
„… wir tun dies für die folgenden Generationen.“

Wir werden das Vermächtnis der Ermordeten und der Überlebenden antreten und vor allem bewahren. Wir tun dies für die ehemaligen Häftlinge, die nicht mehr an den Gedenkfeierlichkeiten teilnehmen können, natürlich auch für die folgenden Generationen.

Jutta Krauth
Bürgermeisterin der Stadt Nordhausen


Sabine Leutheusser-Schnarrenberger:
„Die Erinnerung an die Befreiung der Konzentrationslager ist kein Ritual, sondern Mahnung und Auftrag für die Zukunft …“

Die Erinnerung an die Befreiung der Konzentrationslager ist kein Ritual, sondern Mahnung und Auftrag für die Zukunft. Mahnung, wohin eine völkische Ideologie führt, die Menschen nach ihrer Religion, ihrer Herkunft, ihres Geschlechts oder ihrer Abstammung aussortiert, als fremd und nicht dazugehörig behandelt. Auftrag, dass dieses Denken nie wieder in Deutschland um sich greifen darf. Genau diese Gefahr haben wir heute - mit der AfD und besonders mit den Parteiangehörigen des Flügels um Björn Höcke, der auf der Grundlage  seiner rassistischen Vorstellungen unsere Demokratie von innen heraus zerstören will. Thüringen hat das gezeigt. Der Flügel wird zu recht vom Bundesamt für Verfassungsschutz überwacht. Höcke darf gerichtlich festgestellt „Faschist“ genannt werden. Und deshalb kann es als Auftrag aus der Erinnerung nur eines geben: Eine klare Absage an jede Form der Kooperation oder Zusammenarbeit mit der AfD. Eine klare Absage an dieses menschenverachtende Gedankengut. An diese Brandstifter im Biedermeier-Gewand.

Sabine Leutheusser-Schnarrenberger
Bundesjustizministerin a.D., stellv. Vorsitzende der Friedrich-Naumann-Stiftung


Ulrike Lorenz:
„Buchenwald ist Signal für eine fundamentale Mahnung, die an Aktualität gewinnt …“

Buchenwald ist Signal für eine fundamentale Mahnung, die an Aktualität gewinnt, je ferner das historische Ereignis der nationalsozialistischen Verbrechen gegen die Humanität rückt. „Nie wieder!" darf nicht zum leeren Appell werden – erforderlich sind Wachsamkeit, Engagement und Solidarität aller, jetzt und in Zukunft.

Dr. Ulrike Lorenz
Präsidentin der Klassik Stiftung Weimar


Franz Müntefering:
„Gedenktage wie in Buchenwald sind Tage der Trauer und Scham. Aber sie sind auch Hoffnungstage …“

Gedenktage wie in Buchenwald sind Tage der Trauer und Scham. Aber sie sind auch Hoffnungstage. Sie stärken die Entschlossenheit, Anfängen zu wehren und die Unantastbarkeit der Würde jedes Menschen zu wahren und zu verteidigen. Jetzt und immer.

Franz Müntefering
Vizekanzler a.D., ehrenamtlicher Präsident des Arbeiter-Samariter-Bundes


André Neumann:
„… Buchenwald ist ein mahnendes Verbindungselement zwischen Vergangenheit und Gegenwart …“

Buchenwald steht für mich als Thüringer synonym für nationalsozialistische Terrorherrschaft, perfide Ideologie und unendliches Leid. Der Lagerkomplex ist ein bauliches Zeugnis einer unvorstellbaren Verfolgungs- und Vernichtungsmaschinerie, die in unmittelbarer Nähe des namensgebenden Tagungsorts der ersten auf nationalstaatlicher Ebene verwirklichten Republik Deutschlands entstehen konnte. Buchenwald ist damit nicht nur ein geschichtsträchtiger Ort, sondern ein mahnendes Verbindungselement zwischen Vergangenheit und Gegenwart, das durch die herausragende wissenschaftliche und bildungspolitische Arbeit der Gedenkstätte auch für heutige und künftige Generationen eine wichtige Bedeutung hat. Buchenwald ist gleichzeitig auch in gewisser Weise ein Ort des Triumphs. Wenn auch heute noch, 75 Jahre nach der Befreiung des Lagers und des Kriegsendes, bei Besuchen oder Gedenkveranstaltungen ehemalige Häftlinge in das Lager kommen, senden sie uns ein wichtiges Signal: Sie haben überlebt, sie haben DAS überlebt. Und sie können Zeugnis über das ablegen, was sie im Lager erlebt haben.

André Neumann
Oberbürgermeister der Stadt Altenburg


Ulrich Neymeyr:
„… die Tatsachen der Geschichte dürfen nicht verdrängt oder verdreht werden.“

Die Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora sind für mich Orte der Mahnung, in denen Demokratie, Mitmenschlichkeit und Toleranz stärker sein müssen als Menschenverachtung, Nationalismus und Antisemitismus. Sie stehen für mich auch dafür, dass die Tatsachen der Geschichte nicht verdrängt oder verdreht werden dürfen.

Dr. Ulrich Neymeyr
Bischof von Erfurt


Matthias Quent:
„… Es kann wieder passieren, wenn man nicht sehen will, was damals jeder sehen konnte und heute jeder sehen kann ...“

Buchenwald bedeutet für mich die Warnung: Es kann wieder passieren, wenn man nicht sehen will, was damals jeder sehen konnte und heute jeder sehen kann. Wenn man nicht sehen will, wie Rechtsradikale heute neue Gewalt vorbereiten und ausüben, indem sie über angebliche Notwehr und darüber schwadronieren, „Volksteile" zu verlieren – wie Höcke. Wenn man nicht sehen will, wie solche Gedanken durch falsche Toleranz erst sag- und dann machbar werden; nicht weil die Rechtsradikalen heute so stark, sondern weil einige Demokraten zu egoistisch oder ignorant sind, die rechte Gefahr zu bekämpfen, die damals wie heute ihre Wurzeln in der sozialen Mitte der Gesellschaft hat. Wer 75 Jahre nach der Befreiung Buchenwalds Rechtsradikale salonfähig macht und ihnen zu Macht verhilft, handelt moralisch noch verwerflicher als diejenigen, deren Handeln einst in Krieg und Menschenvernichtung endete. Denn die heutigen Wähler und Steigbügelhalter wissen aus der Geschichte, wozu ihre Handlungen führen können.

Dr. Matthias Quent
Direktor des Instituts für Demokratie und Zivilgesellschaft Jena


Romani Rose:
„… Die Erinnerung an dieses beispiellose Menschheitsverbrechen bedeutet immer auch gelebte Verantwortung für die Gegenwart ...“

Vor 75 Jahren wurde das Konzentrationslager Buchenwald von Soldaten der US-Armee befreit. Heute ist Buchenwald ein Symbol für den Zivilisationsbruch des Holocaust an 500.000 Sinti und Roma. Die Erinnerung an dieses beispiellose Menschheitsverbrechen bedeutet immer auch gelebte Verantwortung für die Gegenwart und hat nichts mit einer Übertragung von Schuld an nachfolgende Generationen zu tun. Gerade heute, da Rechtspopulisten versuchen unsere Gesellschaft zu spalten und aus antiziganistischen, antisemitischen und rassistischen Gedanken wieder Gewalttaten werden, müssen wir alle unserer Verantwortung bei der Verteidigung von Rechtsstaat und unserer Demokratie gerecht werden, die uns mehr als 70 Jahre inneren und äußeren Frieden gesichert hat.

Romani Rose
Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma


Annette Schavan:
„… Buchenwald ist heute Stachel und Mahnung: Wehret den Anfängen …“

Buchenwald - Ort der Shoah, an dem der Mensch dem Menschen zum Wolf geworden ist. Buchenwald ist uns heute Stachel und Mahnung: Wehret den Anfängen - lassen wir nicht zu, dass völkisches Gedankengut wieder salonfähig wird und schreiten wir ein, wenn Menschen tyrannisiert, drangsaliert und verfolgt werden - mitten unter uns.

Annette Schavan
Bundesministerin a. D., Vorsitzende des Kuratoriums der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“


Christine Schild:
„... Nicht nachlassen im Kampf für Demokratie, Menschenwürde und Solidarität! ... “

„Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Kommunist. Als sie die Sozialdemokraten einsperrten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Sozialdemokrat. Als sie die Gewerkschafter holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Gewerkschafter. Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.“ Mit diesen Worten des Theologen und Widerstandskämpfers Martin Niemöller möchte ich uns alle ermutigen, nicht nachzulassen im Kampf für Demokratie, Menschenwürde und Solidarität. Danke an die Gedenkstätten für Ihre unermüdliche Arbeit!

Christine Schild
Bürgerbündnis gegen Rechtsextremismus Weimar


Carsten Schneider:
„… Diese moralische Verantwortung muss verbindlicher Konsens der deutschen Gesellschaft bleiben. …“

Als vor 75 Jahren das Konzentrationslager Buchenwald befreit wurde, schworen die Überlebenden im Rahmen eines Traueraktes für die ermordeten Mithäftlinge am 19. April 1945: „Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel. Das sind wir unseren gemordeten Kameraden, ihren Angehörigen schuldig.“ Diese moralische Verantwortung muss verbindlicher Konsens der deutschen Gesellschaft bleiben. Sie enthält vor allem die unverzichtbare Verpflichtung zur kritischen Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte und zum unbestechlichen, couragierten Eintreten für Demokratie, Freiheit und universelle Menschenrechte.

Carsten Schneider
MdB, Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion


Reinhard Schramm:
„… Die Mahnung der Buchenwald-Überlebenden siegt über Geschichtsvergessenheit, Gleichgültigkeit und Rechtsextremismus.“

1945: Die Befreiung des KZ Buchenwald kündigt den nahen Sieg über den Naziterror an. Die Überlebenden schwören „die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln". 75 Jahre später: Die AfD relativiert die Naziverbrechen. Die Thüringer AfD missbraucht und verhöhnt demokratische Regeln und entscheidet die Wahl des Ministerpräsidenten. Der Protest auf den Straßen Thüringens erzwingt seinen Rücktritt. Die Mahnung der Buchenwald-Überlebenden siegt über Geschichtsvergessenheit, Gleichgültigkeit und Rechtsextremismus.

Prof. Dr. Reinhard Schramm
Vorstandsvorsitzender der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen


Josef Schuster:
„Durch meine Familiengeschichte wird Buchenwald immer eine besondere Bedeutung für mich haben …“

Durch meine Familiengeschichte wird Buchenwald immer eine besondere Bedeutung für mich haben: Mein Vater und mein Großvater waren hier im Konzentrationslager interniert. Ich denke bei Buchenwald aber auch an die herausragende und wichtige Arbeit der Gedenkstätte: Sie klärt über die Geschichte dieses Ortes auf und hält die Erinnerung wach. Nie dürfen wir vergessen, was hier geschah. Diese Verantwortung bleibt auch für die kommenden Generationen bestehen.

Dr. Josef Schuster
Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland


Sybille Steinbacher:
„… Bescheid zu wissen über den Nationalsozialismus bedeutet, die Erfahrung derer für die Gegenwart ernst zu nehmen, die Buchenwald erlitten haben."

Über Buchenwald nachzudenken, bedeutet für mich, darüber nachzudenken, wie der Nationalsozialismus in Deutschland zur Wirklichkeit werden konnte und was davon fortlebt und heute noch immer virulent ist. Über Buchenwald nachzudenken, heißt darum auch, mein Bewusstein für die Gegenwart zu schärfen. Worin lagen damals die politischen und gesellschaftlichen Ursachen von Diskriminierung, Ausgrenzung und Verfolgung? Und welche Versprechungen waren an die Vorstellungen von Ausmerze geknüpft? Bescheid zu wissen über den Nationalsozialismus bedeutet, so meine ich, die Erfahrung derer für die Gegenwart ernst zu nehmen, die Buchenwald erlitten haben.

Prof. Dr. Sybille Steinbacher
Direktorin des Fritz Bauer Instituts und Inhaberin des Lehrstuhls zur Erforschung der Geschichte und Wirkung des Holocaust an der Goethe-Universität Frankfurt am Main


Christoph Stölzl:
„… Der Kampf um die Erinnerung ist ein Kampf um Humanität.“

Buchenwald, damals wie heute  auf Rufweite des deutschen Kultursymbols Weimar, ist ein unverzichtbares Erinnerungszeichen. Es beweist, dass das Böse nicht von irgendwoher in die Welt kommt, sondern sich inmitten zivilisierter Normalität festsetzt, wenn der erste Tabubruch mit Gleichgültigkeit hingenommen wird. Wenn es stimmt, dass  Gleichgültigkeit die dünne Stelle unserer Moral ist, so ist es die zeitliche Ausdehnungsform von Gleichgültigkeit, die Amnesie, die wir angreifen müssen. Der Kampf um die Erinnerung ist ein Kampf um Humanität.

Prof. Dr. Christoph Stölzl
Präsident der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar


Hasko Weber:
„… Die historische Erfahrung und die daraus abzuleitenden Werte und Regeln gilt es als maßgebliche Grundlage unseres Gemeinwesens aufrechtzuerhalten …“

Mitten in der weitreichendsten Verunsicherung aller Gesellschaften weltweit, gilt es unsere historischen Erfahrungen und die daraus abzuleitenden Werte und Regeln als maßgebliche Grundlage unseres Gemeinwesens aufrechtzuerhalten. Dazu gehört für mich in Weimar vor allem der Komplex Buchenwald.

Hasko Weber
Generalintendant Deutsches Nationaltheater Weimar